3. Dezember 2025 – Beginn einer neuen Ära oder eines «Fischer-Theaters»
Verbands-Kommunikationschef Finn Sulzer hat gerade viel zu tun. Ihm obliegt es, die ganz grosse Verbands-Medienkonferenz vorzubereiten und bald die Einladungen zu verschicken.
Am Mittwoch, 3. Dezember fährt das ganze Verbands-Rösslispiel punkt 10 Uhr im Galopp beim Hotel Allegra zu Glattbrugg vor. Zuvorderst der neue Präsident Urs Kessler, im Gefolge auch Sportdirektor Lars Weibel. Der Ort macht zwar Sinn. Die Verbandsbüros befinden sich in der Nähe. Aber politisch ist die Wahl nicht glücklich. Die welschen Chronistinnen und Chronisten müssen sehr früh aus den Federn, um pünktlich vor Ort zu sein. Es wäre politisch schlauer gewesen, aus Respekt vor der welschen Hockeykultur die Medienkonferenz näher an der Sprachgrenze, in Bern oder Fribourg zu veranstalten.
Urs Kessler (63) ist ein charismatischer, bodenständiger und erfolgreicher Macher. Seine 38 Jahre (17 davon als Chef) im Dienst der Jungraubahnen können in einem Satz zusammengefasst werden: «Make the Jungfrau-Railways great again.» Nun ist er Präsident unseres Verbandes und der Hoffnungsträger aller, die aus dem Bundesamt für Eishockey wieder eine dynamische, schlanke und effiziente Dienstleistungs-Zentrale für unser Hockey machen möchten.
Das Datum seines ersten grossen Medienauftrittes ist mit Bedacht gewählt. Nach 100 Tagen im Amt ist der Zeitpunkt gekommen, erstmals öffentlich über Pläne und Ziele zu reden. Bei dieser Gelegenheit möchte er eine Angelegenheit regeln, die ihm am Herzen liegt und die Verbandsportdirektor Lars Weibel umtreibt: Es geht um die Zukunft von Nationaltrainer Patrick Fischer. Der Herzenswunsch des Präsidenten: So bald als möglich, am liebsten am 3. Dezember verkünden, ob Patrick Fischer weitermacht. Und falls nicht gleich Jan Cadieux als Nachfolger präsentieren. Um vor den grossen Herausforderungen Olympia-Turnier (11. bis 22. Februar/Mailand) und Heim-WM (15. bis 31. Mai Zürich/Fribourg) so früh wie möglich Ruhe im Umfeld des Nationalteams zu haben.
Tatsächlich ist die einzige Frage, die die Chronistinnen und Chronisten am 3. Dezember interessieren wird: Macht Patrick Fischer weiter? Er ist ein Nonkonformist und gerade deshalb der erfolgreichste Nationaltrainer unserer Geschichte geworden. Zu einer Entscheidung drängen lässt er sich nicht. Es ist durchaus möglich, dass die «Fischer-Frage» am 3. Dezember noch nicht beantwortet wird. Obwohl alle – wirklich alle – Gewährsleute davon ausgehen, dass er nach der Heim-WM 2026 nicht weitermachen und durch Jan Cadieux abgelöst wird.
Am 3. Dezember 2025 wird also entweder das Ende einer ruhmreichen Ära – der Amtszeit von Patrick Fischer – verkündet oder es ist der Auftakt zu einem unterhaltsamen «Fischer-Theater». Nach dem schönen welschen Motto: On est jamais au bout des surprises.
Eine weitere Herzensangelegenheit von Urs Kessler ist die Lösung des Problems Swiss League. Er hat klare Vorstellungen: Eine Auflösung der MyHockey League und die Aufnahme der besten Teams in die Swiss League. Um so wieder eine tragfähige zweithöchste Spielklasse mit 14 bis 16 Teams zu bekommen. Die 1. Liga wäre dann an Stelle der MyHockey League die höchste Amateurliga und – wie früher – aufgeteilt in drei regionale Gruppen.
Ein vernünftiger Plan. Eigentlich die bestmögliche Lösung. Aber politisch heikel. Tatsächlich kann der Verband diesen Schritt ohne Zustimmung der juristisch unabhängigen National League machen. Aber die Lokalfürsten des Amateurhockeys stellen sich quer – für sie ist die MyHockey League sozusagen die NHL des Amateurhockeys. Und es gibt auch Klubs der Swiss League – unter anderem der Krösus EHC Visp – die sich gegen solche Pläne stemmen. Kann sich Urs Kessler durchsetzen? Dieses Geschäft wird zum ersten Stresstest für sein Durchsetzungsvermögen.
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